Mantren – Kraftwörter und Schlüssel zu anderen Wirklichkeiten, Klangschwingungen, die es uns ermöglichen Zugang zu einer höheren Ebene zu erhalten. Der ursprünglichen Wortbedeutung dieses Sanskrit Begriffes zufolge, besitzt ein Mantra, die Kraft den Geist bzw. den Verstand zu befreien (manas = Geist, trajate = befreiend). Man sagt, dass die wunderbaren Klangfolgen, die sich an unterschiedliche Manifestationen Gottes richten, das Bewusstsein des Rezitierenden von materiellen Verhaftungen befreien können, so dass das eigentliche Ziel der Rezitation in der Selbst- und Gotteserkenntnis liegt.
Das Gayatri-Mantra zählt dabei zu den wohl populärsten Mantren, Grund genug um es etwas genauer unter die Lupe zu nehmen:
oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ
tát savitúr váreniyaṃ
bhárgo devásya dhīmahi
dhíyo yó naḥ pracodáyāt
Dieses Mantra richtet sich nicht an einen bestimmten Aspekt Gottes, sondern ist dem Schöpfergott selbst gewidmet, der oft als Sonne (savitri) verehrt wird, die als Quelle von Licht und Wärme für alles Leben unverzichtbar ist. Durch die Vielschichtigkeit der einzelnen Wortbedeutungen erhalten die Zeilen mehrere Bedeutungsebenen, was zu sehr unterschiedlichen Übersetzungen führt. Die ersten beiden Zeilen lobpreisen Gott und das durch ihn Geschaffene, d.h. Erde, Himmel und Himmelsreich (bhur, bhuva, svah), in der dritten Zeile wird dazu aufgerufen, über das strahlende Licht Gottes zu meditieren, das Mantra endet schließlich mit einem Gebet, in dem an das Göttliche appelliert wird, den Intellekt zu erwecken und den Geist zu erhellen.
In hinduistischer Tradition wird das Mantra bis heute von allen Brahmanen und vedischen Priestern dreimal täglich zu den drei Sandhyas, Sonnenaufgang, Mittag und Sonnenuntergang rezitiert. Während dies früher nur Gläubigen aus höheren Kasten erlaubt war, die offiziell durch einen Initiationsritus in dieses besondere Mantra eingeführt wurden, stellt Gayatri für viele Hindus heute das tägliche Gebet dar und wird zudem auch in der westlichen Welt unabhängig von Religion und gesellschaftlichem Status oft in gesungener Form rezitiert.
Ein Grund für die zahlreiche Anwendung des Mantras überall auf der Welt liegt wohl auch in der machtvollen Wirkung, die diesen Zeilen zugesagt wird. Laut vedischer Tradition führt Gayatri je nachdem zu welcher Tageszeit es rezitiert wird, zu unterschiedlichen Wirkungen. Morgens wenn die Sonne im Osten steht, unterstützt es die Gesundheit und verleiht ein langes Leben; mittags wenn die Sonne im Süden ihren höchsten Punkt erreicht, fördert es Karriere und Anerkennung und abends wenn die Sonne im Westen untergeht, verspricht das Mantra ein glückliches Leben, erfüllte Partnerschaften, Wohlstand und viele Kinder. Zudem soll es geistige Unreinheiten beseitigen und zu Erleuchtung führen. Am kraftvollsten wirkt das Mantra natürlich, wenn es zu allen 3 Sandhyas rezitiert wird.
Den Brahmanen und vedischen Priestern zufolge, kann sich ein Mensch allein durch diese Praxis alle Wünsche erfüllen!
Anne R.
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